Cancion : 16 Artista : Grafík Album : 1981-2011 Url : https://www.letras10.co/letra-16-de-grafik                                              Vierter Akt.                                         Saal bei der Königin.                                              Erster Auftritt. Die Königin. Die Herzogin Olivarez. Die Prinzessin von Eboli. Die Gräfin Fuentes und noch andere Damen. Königin (zur Oberhofmeisterin, indem sie aufsteht). Der Schlüssel fand sich als nicht? – So wird Man die Schatulle mir erbrechen müssen, Und zwar sogleich – (Da sie die Prinzessin von Eboli gewahr wird, welche sich ihr nähert und ihr die Hand küßt.) Willkommen, liebe Fürstin. Mich freut, Sie wieder hergestellt zu finden – Zwar noch sehr blaß – Fuentes (etwas tückisch). Die Schuld es bösen Fiebers, Das ganz erstaunlich an die Nerven greift. Nicht wahr, Prinzessin? Königin. Sehr hab' ich gewünscht, Sie zu besuchen, meine Liebe – Doch Ich darf ja nicht. Olivarez. Die Fürstin Eboli Litt wenigstens nicht Mangel an Gesellschaft. Königin. Das glaub' ich gern. Was haben Sie? Sie zittern. Eboli. Nichts – gar nichts, meine Königin. Ich bitte Um die Erlaubniß, wegzugehen. Königin. Sie Verhehlen uns, sind kränker gar, als Sie Uns glauben machen wollen? Auch das Stehn Wird Ihnen sauer. Helfen Sie ihr, Gräfin, Auf dieses Tabouret sich niedersetzen. Eboli. Im Freien wird mir besser. (Sie geht ab.) Königin. Folgen Sie Ihr, Gräfin – Welche Anwandlung! (Ein Page tritt herein und spricht mit der Herzogin, welche sich alsdann zur Königin wendet.) Olivarez. Der Marquis Von Posa, Ihre Majestät – Er kommt Von Seiner Majestät dem König. Königin. Ich Erwart' ihn.                     (Der Page geht ab und öffnet dem Marquis die Thüre.)                                              Zweiter Auftritt.                                  Marquis von Posa. Die Vorigen. (Der Marquis läßt sich auf ein Knie vor der Königin nieder, welche ihm einen Wink gibt, aufzustehen.) Königin. Was ist meines Herrn Befehl? Darf ich ihn öffentlich – Marquis. Mein Auftrag lautet An Ihre königliche Majestät allein.               (Die Damen entfernen sich auf einen Wink der Königin.)                                              Dritter Auftritt.                                Die Königin. Marquis von Posa. Königin (voll Bewunderung). Wie? Darf ich meinen Augen trauen, Marquis? Sie an mich abgeschickt vom König? Marquis. Dünkt Das Ihre Majestät so sonderbar? Mir ganz und gar nicht. Königin. Nun, so ist die Welt Aus ihrer Bahn gewichen. Sie und er – Ich muß gestehen – Marquis. Daß es seltsam klingt? Das mag wohl sein. – Die gegenwärt'ge Zeit Ist noch an mehrern Wunderdingen fruchtbar. Königin. An größern kaum. Marquis. Gesetzt, ich hätte mich Bekehren lassen endlich – wär' es müde, An Philipps Hof den Sonderling zu spielen? Den Sonderling! Was heißt auch das? Wer sich Den Menschen nützlich machen will, muß doch Zuerst sich ihnen gleich zu stellen suchen. Wozu der Secte prahlerische Tracht? Gesetzt – wer ist von Eitelkeit so frei, Um nicht für seinen Glauben gern zu werben? – Gesetzt, ich ginge damit um, den meinen Auf einen Thron zu setzen? Königin. Nein! – Nein, Marquis, Auch nicht einmal im Scherze möcht' ich dieser Unreifen Einbildung Sie zeihn. Sie sind Der Träumer nicht, der etwas unternähme, Was nicht geendigt werden kann. Marquis. Das eben Wär' noch die Frage, denk' ich. Königin. Was ich höchstens Sie zeihen könnte, Marquis – was von Ihnen Mich fast befremden könnte, wäre – wäre – Marquis. Zweideutelei. Kann sein. Königin. Unredlichkeit Zum wenigsten. Der König wollte mir Wahrscheinlich nicht durch Sie anbieten lassen, Was Sie mir sagen werden. Marquis. Nein. Königin. Und kann Die gute Sache schlimme Mittel adeln? Kann sich – verzeihen Sie mir diesen Zweifel – Ihr edler Stolz in diesem Amte borgen? Kaum glaub' ich es. Marquis. Auch ich nicht, wenn es hier Nur gelten soll, den König zu betrügen. Doch das ist meine Meinung nicht. Ihm selbst Gedenk' ich diesmal redlicher zu dienen, Als er mir aufgetragen hat. Königin. Daran Erkenn' ich Sie, und nun genug! Was macht er? Marquis. Der König? – Wie es scheint, bin ich sehr bald An meiner strengen Richterin gerächt. Was ich so sehr nicht zu erzählen eile, Eilt Ihre Majestät, wie mir geschienen, Noch weit, weit weniger zu hören. – Doch Gehört muß es doch werden! Der Monarch Läßt Ihr Majestät ersuchen, dem Ambassadeur von Frankreich kein Gehör Für heute zu bewilligen. Das war Mein Auftrag. Er ist abgethan. Königin. Und das Ist Alles, Marquis, was Sie mir von ihm Zu sagen haben? Marquis. Alles ungefähr, Was mich berechtigt, hier zu sein. Königin. Ich will Mich gern bescheiden, Marquis, nicht zu wissen, Was mir vielleicht Geheimniß bleiben muß – Marquis. Das muß es, meine Königin – Zwar, wären Sie nicht Sie selbst, ich würde eilen, Sie Von ein'gen Dingen zu belehren, vor Gewissen Menschen Sie zu warnen – doch Das braucht es nicht bei Ihnen. Die Gefahr Mag auf- und untergehen um Sie her, Sie sollen's nie erfahren. Alles Dies Ist ja nicht so viel werth, den goldnen Schlaf Von eines Engels Stirne zu verjagen. Auch war es Das nicht, was mich hergeführt. Prinz Carlos – Königin. Wie verließen Sie ihn? Marquis. Wie Den einz'gen Weisen seiner Zeit, dem es Verbrechen ist, die Wahrheit anzubeten – Und eben so beherzt, für seine Liebe, Wie Jener für die seinige, zu sterben. Ich bringe wenig Worte – aber hier, Hier ist er selbst. (Er gibt der Königin einen Brief.) Königin (nachdem sie ihn gelesen). Er muß mich sprechen, sagt er. Marquis. Das sag' ich auch. Königin. Wird es ihn glücklich machen, Wenn er mit seinen Augen sieht, daß ich Es auch nicht bin? Marquis. Nein – aber thätiger Soll es ihn machen und entschloßner. Königin. Wie? Marquis. Der Herzog Alba ist ernannt nach Flandern. Königin. Ernannt – so hör' ich. Marquis. Widerrufen kann Der König nie. Wir kennen ja den König. Doch wahr ist's auch: Hier darf der Prinz nicht bleiben – Hier nicht, jetzt vollends nicht – und Flandern darf Nicht aufgeopfert werden. Königin. Wissen Sie Es zu verhindern? Marquis. Ja – vielleicht. Das Mittel Ist fast so schlimm, als die Gefahr. Es ist Verwegen, wie Verzweiflung. – Doch ich weiß Von keinem andern. Königin. Nennen Sie mir's. Marquis. Ihnen, Nur Ihnen, meine Königin, wag' ich Es zu entdecken. Nur von Ihnen kann Es Carlos hören, ohne Abscheu hören. Der Name freilich, den es führen wird, Klingt etwas rauh – Königin. Rebellion – Marquis. Er soll Dem König ungehorsam werden, soll Nach Brüssel heimlich sich begeben, wo Mit offnen Armen die Flamänder ihn Erwarten. Alle Niederlande stehen Auf seine Losung auf. Die gute Sache Wird stark durch einen Königssohn. Er mache Den span'schen Thron durch seine Waffen zittern. Was in Madrid der Vater ihm verweigert, Wird er in Brüssel ihm bewilligen. Königin. Sie sprachen Ihn heute und behaupten das? Marquis. Weil ich Ihn heute sprach. Königin (nach einer Pause). Der Plan, den Sie mir zeigen, Erschreckt und – reizt mich auch zugleich. Ich glaube, Daß Sie nicht Unrecht haben. – Die Idee Ist kühn, und eben darum, glaub' ich, Gefällt sie mir. Ich will sie reifen lassen. Weiß sie der Prinz? Marquis. Er sollte, war mein Plan, Aus Ihrem Mund zum ersten Mal sie hören. Königin. Unstreitig! Die Idee ist groß. – Wenn anders Des Prinzen Jugend – Marquis. Schadet nichts. Er findet Dort einen Egmont und Oranien, Die braven Krieger Kaiser Carls, so klug Im Kabinet als fürchterlich im Felde. Königin (mit Lebhaftigkeit). Nein! die Idee ist groß und schön – Der Prinz Muß handeln. Lebhaft fühl' ich das. Die Rolle, Die man hier in Madrid ihn spielen sieht, Drückt mich an seiner Statt zu Boden – Frankreich Versprech' ich ihm; Savoyen auch. Ich bin Ganz Ihrer Meinung, Marquis, er muß handeln. Doch dieser Anschlag fordert Geld. Marquis. Auch das liegt schon Bereit – Königin. Und dazu weiß ich Rath. Marquis. So darf ich Zu der Zusammenkunft ihm Hoffnung geben? Königin. Ich will mir's überlegen. Marquis. Carlos dringt Auf Antwort, Ihre Majestät. – Ich hab' Ihm zugesagt, nicht leer zurück zu kehren. (Seine Schreibtafel der Königin reichend.) Zwei Zeilen sind für jetzt genug – Königin. (nachdem sie geschrieben). Werd' ich Sie wiedersehn? Marquis. So oft Sie es befehlen. Königin. So oft – so oft ich es befehle? – Marquis! Wie muß ich diese Freiheit mir erklären? Marquis. So arglos, als Sie immer können. Wir Genießen sie – das ist genug – das ist Für meine Königin genug. Königin (abbrechend). Wie sollt' es Mich freuen, Marquis, wenn der Freiheit endlich Noch diese Zufluch in Europa bliebe! Wenn sie durch ihn es bliebe! – Rechnen Sie Auf meinen stillen Antheil – Marquis. (mit Feuer). O, ich wußt' es, Ich mußte hier verstanden werden – Herzogin Olivarez (erscheint an der Thüre). Königin (fremd zum Marquis). Was Von meinem Herrn, dem König, kommt, werd' ich Als ein Gesetz verehren. Gehen Sie, Ihm meine Unterwerfung zu versichern.                    (Sie gibt ihm einen Wink. Der Marquis geht ab.)                                                      Galerie.                                              Vierter Auftritt.                                  Don Carlos und Graf Lerma. Carlos. Hier sind wir ungestört. Was haben Sie Mir zu entdecken? Lerma. Eure Hoheit hatten An diesem Hofe einen Freund. Carlos (stutzt). Den ich Nicht wüßte! – Wie? Was wollen Sie damit? Lerma. So muß ich um Vergebung bitten, daß Ich mehr erfuhr, als ich erfahren durfte. Doch, Eurer Hoheit zur Beruhigung, Ich hab' es wenigstens von treuer Hand, Denn, kurz, ich hab' es von mir selbst. Carlos. Von wem Ist denn die Rede? Lerma. Marquis Posa – Carlos. Nun? Lerma. Wenn etwa mehr, als Jemand wissen darf, Von Eurer Hoheit ihm bewußt sein sollte, Wie ich beinahe fürchte – Carlos. Wie Sie fürchten? Lerma. – Er war beim König. Carlos. So? Lerma. Zwei volle Stunden Und in sehr heimlichem Gespräch. Carlos. Wahrhaftig? Lerma. Es war von keiner Kleinigkeit die Rede. Carlos. Das will ich glauben. Lerma. Ihren Namen, Prinz, Hört' ich zu öftern Malen. Carlos. Hoffentlich Kein schlimmes Zeichen. Lerma. Auch ward heute Morgen Im Schlafgemache seiner Majestät Der Königin sehr räthselhaft erwähnt. Carlos (tritt bestürzt zurück). Graf Lerma? Lerma. Als der Marquis weggegangen, Empfing ich den Befehl, ihn künftighin Unangemeldet vorzulassen. Carlos. Das Ist wirklich viel. Lerma. Ganz ohne Beispiel, Prinz, So lang mir denkt, daß ich dem König diene. Carlos. Viel! Wahrlich viel! – Und wie? wie, sagten Sie, Wie ward der Königin erwähnt? Lerma (tritt zurück). Nein, Prinz, Nein! Das ist wider meine Pflicht. Carlos. Wie seltsam! Sie sagen mit das Eine und verhehlen Das Andre mir. Lerma. Das Erste war ich Ihnen, Das Zweite bin ich dem Monarchen schuldig. Carlos. – Sie haben Recht. Lerma. Den Marquis hab' ich zwar Als Mann von Ehre stets gekannt. Carlos. Dann haben Sie ihn sehr gut gekannt. Lerma. Jedwede Tugend Ist fleckenfrei – bis auf den Augenblick Der Probe. Carlos. Auch wohl hier und da noch drüber. Lerma. Und eines großen Königs Gunst dünkt mir Der Frage werth. An diesem goldnen Angel Hat manche starke Tugend sich verblutet. Carlos. O ja. Lerma. Oft sogar ist es weise, zu entdecken, Was nicht verschwiegen bleiben kann. Carlos. Ja, weise! Doch, wie Sie sagen, haben Sie den Marquis Als Mann von Ehre nur gekannt? Lerma. Ist er Es noch, so macht mein Zweifel ihn nicht schlechter. Und Sie, mein Prinz, gewinnen doppelt. (Er will gehen.) Carlos. (folgt ihm gerührt und drückt ihm die Hand). Dreifach Gewinn' ich, edler, würd'ger Mann – ich sehe Um einen Freund mich reicher, und es kostet Mir den nicht, den ich schon besaß. (Lerma geht ab.) ========================== Letra descargada de Letras10.co ==========================